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Burgstall Hainburg

Leader-Projekt "Kulturerlebnis Fränkische Schweiz"

Bislang fragten sich die Wanderer „Wie sah die Hainburg wohl aus?“ „Wer lebte zu welcher Zeit dort?“

Viel Wissenswertes über die vergangene Burganlage können wir nun Dank des Leader-Programmes erfahren und das kulturelle Angebot in der Region und den Wanderweg „Kulturerlebnis Fränkische Schweiz“ um einen edlen Baustein erweitern. Die räumlich bedeutende vergangene Burganlage, der sogenannte „Burgstall Hainburg“, wurde aufwendig untersucht und die Erkenntnisse von Fachleuten akribisch ausgewertet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun der interessierten Öffentlichkeit auf Schautafeln auf dem Gelände und einem 3-D-Modell, welches wechselweise in öffentlichen Gebäuden ausgestellt wird, nähergebracht. Das Projekt wurde am 16.11.2013 der Öffentlichkeit vorgestellt und übergeben.

Der Burgstall Hainburg in der Rekonstruktion

Vom Burgstall Hainburg sind beachtliche Spuren im Gelände erhalten. Um sich ein genaueres Bild vom ursprünglichen Aussehen zu machen, wurden zunächst diese Spuren beobachtet und beschrieben. Dazu gehören z. B. die Wälle und Gräben, Mauerreste und Abarbeitungen im Fels. Um diese Beobachtungen zusammenhängend deuten zu können, wurde außerdem ein 3D-Geländescan angefertigt. Dazu wird die Oberfläche vom Flugzeug aus mit einem Laser in einem sehr engen Raster abgetastet. Die übermittelten Daten zeigen noch kleinste Höhenunterschiede in einem Abstand von etwa 2 cm! Die gewonnenen 3D-Daten lassen sich im Computer farbig umrechnen. Die Farbunterschiede lassen in Verbindung mit den beobachteten Geländespuren die Konturen der einstigen Mauern und Gebäude erkennen. Auf dieser Grundlage ist es nun möglich, einen Grundriss der Anlage zu zeichnen. Die Gebäude und Mauern können zuletzt zeichnerisch und als Modell rekonstruiert werden.

Nach dem Vorbild von Burggebäuden, Türmen, Mauern, Toren, Brücken und sonstiger Bauteile vieler anderer, noch stehender Burgen können entsprechende Bauten zeichnerisch rekonstruiert werden. Diese Entwürfe können nur Annäherungen an die früheren Zustände sein, die nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erarbeitet wurden. Die Darstellungen der Burg auf den Tafeln basieren auf einer solchen Rekonstruktion. Der Markt Igensdorf als Projektträger hat ein 3D–Modell der Hainburg anfertigen lassen. Dieses wird wechselweise in Rathaus, Bücherei und Aula der Grundschule ausgestellt.

Übersichtsplan des Burgstalls:

  1   Das Gelände verrät an dieser Stelle die Lage des Torbaus in der Vorburg. Ein nur noch seicht erhaltener Wall zeigt den Verlauf der früheren Ringmauer. Er biegt beiderseits der einstigen Torgasse nach Norden und lässt hier den einstigen Torbau erkennen. Wir müssen ihn uns mit einem rundbogigen Tor vorstellen, über das der zinnengekrönte Wehrgang verlief. Mit der Erweiterung der Burganlage im Spätmittelalter nach Süden verlor er seine Bedeutung als Haupttor. Jetzt ermöglichte er den Verteidigern der Burg den Zugang zu dem vorgelagerten Zwinger.

  2   Im Laufe des Spätmittelalters wurde die Burg erweitert. Der südlich vor die Vorburg vorgelegte Zwinger bestand aus einer Wehrmauer und einem Turm am Südosteck. Dieser Turm hatte den Geländespuren nach einen unregelmäßigen, polygonalen Grundriss. Das Mauerwerk der Ringmauer und des Turmes ist außen nicht senkrecht gemauert, sondern wird nach unten breiter. Solche schräg gemauerten Mauerfüße gibt es ab dem 13. Jahrhundert. Sie dienten dazu, Angriffen mit Katapultgeschützen besser standhalten zu können.  

  3   An dieser Stelle erhob sich der langgestreckte Saalbau oder Palas der Hauptburg. Er war mindestens zweigeschossig und hatte im Obergeschoss einen repräsentativen Saal. Mit seiner beachtlichen

Größe, dem Saal und dem Söller an der Südseite erinnert er an die Architektur des Hochadels und der Kaiserpfalzen. Bedauerlicherweise wissen wir nichts über die Burgherren dieser Burg im 11. und 12. Jahrhundert. Die rekonstruierbaren Gebäude lassen aber auf eine bedeutende Familie als Besitzer der Anlage schließen.

  4   Spuren im Gelände zeigen an, dass hier ein mächtiger, quadratischer Bergfried oder Wohnturm mit etwa 11 m Kantenlänge stand. Er nahm den höchsten Punkt des Geländes ein. Vergleichbare erhaltene Türme weisen eine Höhe von 30 m auf. Er diente der Burg sicher als Beobachtungsturm und als von weit her erkennbare, repräsentative Landmarke. Ob solch ein Turm im Falle eines Angriffs einen hohen Verteidigungswert hatte oder gar als letzte Zuflucht diente, wird zwar häufiger spekuliert, kann aber nicht belegt werden.

  5   Hier stand ein annähernd quadratischer Turm, dessen Mauerreste sich unmittelbar unter dem Bewuchs im Boden noch erhalten haben. Er gehört zur nördlichen Erweiterung der Vorburg, die über eine eigene Ringmauer verfügte. Der Turm ist an dieser Stelle auch Teil der Ringmauer. Zu diesem Burgbereich gehörten sicher noch weitere Gebäude, die sich im Gelände jedoch nicht mehr abzeichnen. Wenige Meter westlich ist noch ein Mauerzug erhalten geblieben, der den nördlichen Teil der Hauptburg von der Vorburg abgrenzt.


Die mittelalterliche Burganlage:

  • Hainburg Flyer

Burgstall Hainburg